Triple-Silber bei den Europameisterschaften für Lia Welschof

Eine Achterbahn der Gefühle für unsere Teamreiterin Lia Welschof bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter endet mit dreifach Silber!

„Diese 3 Silbermedaillen fühlen sich für mich an, wie unser größter Erfolg! Häufig wird der Silbergewinner als erster Verlierer gesehen. So sehe ich das allerdings gar nicht, denn wir haben jedes Mal Silber gewonnen und nicht Gold verloren!“ Große Worte einer großen Hoffnung für die Zukunft des deutschen Dressursports.

Eine aufregende Zeit liegt hinter der Nachwuchsreiterin und ihrem Team. Verletzungsbedingte Ausfälle haben die deutsche Equipe kurz vor der Abreise nach Ungarn zu großen Veränderungen im Junge-Reiter Team gezwungen. Lia musste kurzfristig auf ihr erfahrenes Championatspferd Linus K verzichten, da er sich nur einen Tag vor dem wichtigen Vorbereitungslehrgang in Warendorf verletzte. Mit Linus ist Lia bereits im letzten Jahr erfolgreich bei der Europameisterschaft gestartet und konnte 2018 die Deutsche Meisterschaft der Jungen Reiter für sich entscheiden. In diesem Jahr durfte Lia altersbedingt zum letzten Mal bei den Jungen Reitern teilnehmen. Deshalb hat sie der Ausfall ihres Erfolgspferdes zunächst besonders getroffen:

„Linus hat sich leider einen Tag vor dem Lehrgang verletzt, so dass ich nur mit Fetti („First Class“) dorthin fahren konnte. Das ist für uns natürlich unglaublich schade und ich war am Anfang schon sehr enttäuscht deswegen. Es ist für uns das letzte Jahr bei den Jungen Reitern und wir hätten in der aktuellen Form sehr gute Chancen gehabt. Aber ich probiere es mit Fetti einfach. Er ist im Moment sehr gut drauf und wir versuchen den Kopf nicht hängen zu lassen!“

Zum Glück hatte sie beim Sichtungsturnier in Warendorf noch ihr Nachwuchspferd, den 9 jährigen Wallach „First Class“, im Gepäck, der aufgrund seiner guten Leistungen ebenfalls ein Ticket für die EM lösen konnte. Als Ersatzpferd durfte er in Absprache mit dem Bundestrainer den Weg zu seinem ersten großen Championat antreten!

Mit 3 unterschiedlichen Pferden hat Lia es nun bereits auf das Treppchen der Europameisterschaften geschafft! Das ist eine unglaubliche Leistung und unterstreicht ihre reiterlichen Fähigkeiten sowie ihr hervorragendes Pferdemanagement. Ihr erst 9 jähriger Wallach „First Class“ durfte in Ungarn das erste Mal Championatsluft schnuppern und sich vor großer Kulisse beweisen.

„Fetti hat auf der Euro alle von sich überzeugt und konnte aus dem Schatten der zwei Großen treten. Es war sein erstes internationales Turnier und wir hatten vorher noch keine Ahnung, wie er bei den internationalen Richtern ankommen würde. Aber er hat sich wirklich als Kämpferherz gezeigt und ich konnte ihm sehr viel Vertrauen während der Ritte schenken. Dadurch konnte ich mich sehr gut auf mein Pferd verlassen und Ritt für Ritt etwas mehr riskieren.“

Noch lange bevor „First Class“ in das Rampenlicht des internationalen Dressursports treten durfte, haben wir Lia und ihre Pferde zuhause besucht. (Das IGTV hierzu findet ihr hier: "silver medal at the Europeans for Lia")

Dort durften wir auch Dorothee Welschof, Lias Mutter und Trainerin, kennenlernen und konnten die besondere Verbindung und Harmonie im Team Welschof live miterleben.

„Ohne meine Eltern wäre das alles nicht möglich. Sie sind immer dabei und zusammen mit dem Trainerteam sorgen sie für eine super Stimmung neben dem Dressurviereck.“

Das gesamte Team konnte jedoch, nach allen Höhen und Tiefen vor der Europameisterschaft, nicht mit dem rechnen, was Lia Welschof, Luca Sophia Collin und Henriette Schmidt auf dem Dressurplatz leisten würden. Silber für das deutsche Team, Silber im Einzelwettbewerb und Silber in der Kür hieß es am Ende für Lia.

„Es sind vorab mehrere Pferde ausgefallen, so dass wir nur zu Dritt zur Euro fahren konnten. Das ist schon ein gewisses Risiko, da so wirklich jeder abliefern muss, um eine Medaille im Teamwettbewerb zu gewinnen! Unsere Erwartungen waren nicht mehr so hoch, da wir überhaupt nicht wussten, was wir leisten könnten. In den letzten Jahren hatte Deutschland immer ein super starkes Team und der Druck war dementsprechend hoch. Aber letztendlich können wir sagen, dass wir es ziemlich gerockt haben!“

Gerockt haben Lia und „First Class“ vor allem die Freestyle Competition am letzten Tag der Meisterschaften. Es ging um die letzten Medaillen des Wettbewerbs und in der Kür wird von den Reiter*innen und ihren Pferden noch einmal alles abverlangt. Neben der technischen Leistung bewerten die Richter*innen auch die künstlerische Darstellung der Teilnehmer*innen.

„Der dritte und letzte Tag war auf jeden Fall ein weiteres Highlight. Wir haben in Ungarn die Kür von Linus geritten, die ich mit Fetti noch nie vorher durchgeritten bin. Die Musik passte super, Fetti hatte Spaß und meine Ersatzlinien, in denen ich missglückte Lektionen nochmal zeigen könnte, brauchte ich nicht. Fetti hat alles auf den Punkt abgeliefert und blieb auch hier fehlerfrei! Als ich im Mitteltrab zur letzten Grußaufstellung auf die Richter zugeritten bin, gehalten und gegrüßt habe, habe ich hochgeschaut und die strahlende Richterin bei C gesehen. Da wusste ich: Fetti, was du hier gerade abgeliefert hast war ziemlich gut!“

Ziemlich gut fanden es auch die internationalen Richter*innen. Mit nahezu unschlagbaren 79,230 % übernahm Lia die Führung in der laufenden Wertung. Nur eine Reiterin konnte diese Leistung am Finaltag noch toppen: das niederländische Nachwuchstalent Daphne van Peperstraeten konnte sich mit 80,67 % die Goldmedaille sichern!

Mit 3 silbernen Medaillen im Gepäck könnte Lia mit ihrem Auftritt bei der Europameisterschaft dennoch kaum zufriedener sein:

„Resümierend kann ich sagen, dass diese Euro für mich bisher die bedeutendste war. Wir haben sehr viele emotionale Momente erlebt und das ein oder andere Mal standen uns die Tränen in den Augen“

Auch wir haben mitgefiebert, alle Daumen gedrückt und sind mehr als stolz auf die tolle Leistung unserer jungen Teamreiterin.

Wir wünschen Lia für ihren Weg in Richtung U25 viele weitere Highlights und eine erfolgreiche Zukunft mit ihrem Nachwuchsstar „First Class“.